Erst mal klären wir die Basics: Was genau versteht man unter einem Bot, welche Arten von Bots gibt es und wer entwickelt sie überhaupt?
Ein Bot (abgeleitet vom englischen Wort „robot“, deutsch: Roboter) ist ein Computerprogramm, das Aufgaben automatisiert ausführt und wiederholt, ohne dass Menschen die Abläufe steuern müssen.
Es gibt verschiedene Arten von Bots, die unterschiedliche Aufgaben ausführen:
Vor kurzem machte ein Bot mit dem treffenden Namen Botnik Schlagzeilen: Die automatisierte Schreibsoftware war vom Entwicklerteam von Botnik Studios mit Harry-Potter-Texten gefüttert worden und schrieb anschließend selbst die Geschichte um den berühmtesten Zauberlehrling aller Zeiten weiter. Das Ergebnis? Für das Debüt eines Roboter-Schriftstellers durchaus beachtlich. Für Harry-Potter-Fans aber wahrscheinlich eher enttäuschend. Aber lies am besten selbst in Botniks unfreiwillig komische „Harry Potter“-Version rein.
Im Grunde kann jeder Bots entwickeln, der sich in die Materie entsprechend einarbeitet. Große Unternehmen wie Microsoft oder Facebook stellen beispielsweise Plattformen und Tools wie das Microsoft Bot Framework oder Facebook for Developer bereit, mit denen auch Laien die Entwicklung von Bots zu ermöglichen.
Außerdem gibt es spezielle Agenturen, in denen Bot Developer beziehungsweise IT-Experten die selbstständigen Computerprogramme professionell entwickeln.
Was genau macht ein Bot Developer eigentlich? Und wie wird man selbst einer? Diese Fragen beantwortet am besten einer, der selbst mit seinem Team Bots entwickelt.
Wir haben uns mit Jakob Hohenberger, dem Co-Founder der Agentur Guid.New, unterhalten, um mehr über den Beruf des Bot Developers zu erfahren.
Die Grazer Agentur für Software- und Produktentwicklung hat bereits unterschiedliche Bots entwickelt, die als virtuelle Assistenten mit Kunden interagieren und diesen Auskünfte erteilen oder sie bei der Suche nach Produkten unterstützen. Mit ihrem Projekt Botential haben sich die Österreicher das Ziel gesetzt, die Marktführer für Bot-Entwicklung im deutschsprachigen Raum zu werden.
Jakob Hohenberger: Das Spannende bei der Entwicklung von Bots ist, dass wir immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen, uns kreativ ausleben und dabei stetig unser Wissen nicht nur anwenden, sondern erweitern. Wir erleben in der Welt der Bots immense Fortschritte und das fasziniert und motiviert uns. Wir lieben, was wir tun, und haben unsere Berufung als Bot-Entwickler gefunden.
Jakob Hohenberger: Wir entwickeln verschiedene Arten von Bots, die in unterschiedlichen Bereichen genutzt werden.
Alle unsere Chatbots können direkt auf der eigenen Webseite, dem Facebook-Messenger oder sogar per SMS genutzt werden. Sie sind immer freundlich, loyal, hilfsbereit und 24/7 erreichbar.
Jakob Hohenberger: Ich persönlich bin stolz auf VEA – den virtuellen Immobilienmakler. Ziel des Projekts ist es, den Maklern wieder mehr Zeit zu schenken. Ich habe viele Gespräche und Interviews gehört und viele große Herausforderungen in diesem Berufsfeld erzählt bekommen. Zum Beispiel, dass manche seit 15 Jahren keinen ungestörten Urlaub mehr hatten oder sowieso jedes Wochenende arbeiten, um keinen Interessenten zu verlieren. Es ist mein höchst persönliches Anliegen diesen Menschen mehr Zeit und Freiheit zu ermöglichen.
Jakob Hohenberger: Bot-Developer sind normale Softwareentwickler, da auch Bots an sich normale Applikationen sind. Der größte Unterschied liegt in der Schnittstelle zum Benutzer. Da diese nicht grafisch, sondern sprachlich ist, braucht man auch entsprechende Skills in der Gestaltung dieser Schnittstelle. Man muss die Tonalität eines Unternehmens oder einer prominenten Person entsprechend in Dialogen abbilden können.
Die Ausbildung ist also primär technisch (zum Beispiel Informatik, Informationsmanagement, Softwareentwicklung), aber auch sprachlich-kreativ.
Jakob Hohenberger: Das Thema Chatbot ist aktuell sehr präsent, dadurch haben die meisten schon mal von einem gehört. Unternehmen beginnen zu überlegen, wie sie einen Chatbot am geeignetsten einsetzen könnten. Oft fehlt die Vorstellungskraft, welche Aufgaben Bots übernehmen und vor allem, wie sie die Unternehmenskosten senken.
Die Akzeptanz ist natürlich höher, wenn Nutzer sofort einen Vorteil für sich sehen, mit einem Bot zu kommunizieren; zum Beispiel die Erreichbarkeit des Bots rund um die Uhr.
Häufig kommt es vor, dass unsere Kunden falsche Vorstellungen von dem Begriff KI (Anm. d. Red.: Künstliche Intelligenz) haben. Sie erwarten sich ein fertiges System, das selbst lernt und bereits alles kann. Hier ist viel Aufklärungsarbeit notwendig.
Denn ein Chatbot ist aktuell eine strategische Entscheidung, und kein kurzes und abgeschlossenes Projekt, weil es meistens ein Lernen und Ausprobieren ist, bevor man ein endgültiges Setup gefunden hat. Das Sprachmodell wird von uns immer mindestens zwei Monate weiter geprüft, gepflegt und erweitert, um die Qualität sukzessive zu erhöhen und der echten Welt gegenüber anzupassen.
Jakob Hohenberger: Grundsätzlich sind Chatbots am effektivsten, wenn sie ein konkretes Themenfeld adressieren, das man qualitativ mit vertretbarer Zeit abbilden kann. Im Vordergrund bei allen Überlegungen zum Thema Chatbot muss der Mehrwert stehen, den ein Unternehmen damit erzielen kann; es darf nicht darum gehen, einfach eine neue Technologie zu installieren; der Mehrwert stellt sich allerdings nur ein, wenn das Gesamtpaket stimmt, und der Bot in ein Ökosystem passt – voll integriert.
Jakob Hohenberger: Die Fortschritte der Bots und allgemein im Bereich künstliche Intelligenz sind enorm. Die Zukunft der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden geht immer stärker in Richtung Chatbots. Durch den wachsenden Fortschritt der Mensch-Maschine-Kommunikation per Text- oder Spracheingabe werden Kundendialog und Kundendienst in den nächsten Jahren definitiv beeinflusst. Chatbots bieten ein riesiges Potential (beziehungsweise Botential ;) ) für das Marketing der Zukunft, insbesondere für den eCommerce, im Bereich Human Resources, im Kundenservice und vielen weiteren denkbaren Einsatzbereichen.
Eine Umfrage des Hard- und Softwareanbieters Oracle hat ergeben, dass Chatbots bis 2020 maßgeblich den Kundendienst großer Marken übernehmen werden. So werden 80 Prozent der befragten Unternehmen in den nächsten Jahren Chatbots in der Kundenberatung etablieren. Schon heute, so gaben die befragten Unternehmen an, würden es rund 35 Prozent der Kunden vorziehen, Einkäufe und Reklamationen ohne Kontakt mit einem Kundendienstmitarbeiter abzuwickeln.
H&M, Zalando, Lufthansa oder Sparkasse gehören aktuell zu den Vorreitern, die mit den schlauen Computerprogrammen im Rahmen des Kundendienstes experimentieren.
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Wir bedanken uns bei Jakob Hohenberger für das spannende Interview und wünschen ihm und seinem Team weiterhin viel Spaß beim Programmieren kluger Bots!
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